Björn Kietzmann, Ruben Neugebauer

Generation Trauma

In Syrien müssen Kinder mit ansehen wie ihre Eltern und Geschwister sterben. Viele von ihnen kennen kein Leben ohne Krieg.

Auf dem staubigen Boden des Flüchtlingslagers „Bab al Salameh“ übersetzt „Tor zum Frieden“, spielen zahlreiche Kinder. Einige werfen Murmeln, andere spielen Karten. Ein Junge bläst einen Luftballon auf, es wird viel gelacht und getobt. Obwohl nur wenige Kilometer entfernt gekämpft wird, scheint der Krieg in diesem Moment vergessen und weit weg. Doch plötzlich platzt der Ballon. Der achtjährige Syed erschrickt und zuckt zusammen. Mit dem Knall des zerberstenden Luftballons kommen schlagartig die Erinnerungen zurück. Erinnerungen an Bomben, an Schüsse, an den Krieg.

Mehr als zwei Jahre dauert der Krieg in Syrien nun schon an. In der Provinz Aleppo findet man kaum jemanden, der niemanden in diesem Krieg verloren hat. Scud-Raketen legen Wohnviertel in Schutt und Asche, Kinder müssen mit ansehen wie ihre Eltern oder Geschwister sterben. Kämpfer sind oft sehr jung und schiessen auf Menschen, die sie vor dem Krieg vielleicht in der Universität getroffen hätten. Sie alle müssen irgendwie mit ihren Erlebnissen klarkommen.

Das Posttraumatische Syndrom ist ein Problem in Kriegsgebieten, das oft zu wenig beachtet wird. Ärzte sprechen von Epilepsie-Fällen oder Schlafstörungen in Zusammenhang mit dem Trauma, auch reagieren viele Kinder schockhaft auf laute Geräusche, weil sie sie an die Geräusche des Krieges erinnern. Campdoctor Dr. Al Masr, im Flüchtlingscamp Bab-al-Salameh sagt: „Das Trauma kann ganz unterschiedliche Ausprägungen haben, aber die Kinder und Jugendlichen hier sind alle traumatisiert. Die ganze Generation, die jetzt heranwächst ist eine Generation des Krieges“.

Ruben Neugebauer ist ein Berliner Fotojournalist mit Schwerpunkt auf den Bereichen soziale und ökologische Probleme, Konflikte und politische Bewegungen. Seine journalistischen Reisen führen ihn in Länder wie das Kosovo, die Republik Belarus oder Syrien. Als Freelancer arbeitet er für NGO´s wie Greenpeace, Robin Wood oder Campact, sowie für verschiedene Zeitungen und Magazine. Ruben ist zudem Teil der Fotografen-Kooperative visual.rebellion und Mitherausgeber des gleichnamigen Blogs.

 

Björn Kietzmann ist ein Fotojournalist aus Berlin. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit sozialen Gesellschaftsthemen, politischen Bewegungen, Konflikten und Neofaschismus. Hierfür bereiste er in den letzten Jahren verschiedene Länder, darunter Afghanistan, Syrien und Tunesien. Er arbeitet regelmäßig unter anderem für die Tageszeitungen taz, Tagesspiegel und Frankfurter Rundschau, sowie das Magazin Der Spiegel.

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