Miriam Stanke

You, River of My Tears

Dersim ist nicht nur Heimat kurdischer Aleviten, der Name ist vielmehr Ausdruck des andauernden Widerstands gegen den türkischen Staat.

Dersim, eine entlegene Bergregion in Ostanatolien, ist das historische Kernland der kurdischen Aleviten. Die heterodoxe religiöse Gruppe sieht sich seit jeher Unterdrückung und Verfolgung ausgesetzt und kämpft für die Anerkennung ihres Erbes. Den Höhepunkt in der Geschichte ihrer fortwährenden Kämpfe gegen den Staat bildete das Massaker von 1938. Zehntausende Menschen fanden durch das türkische Militär ihren Tod. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Dersim zum Schmelztiegel für linksgerichtete Dissidenten und ein Zentrum für kommunistische Bewegungen. Im Gebirge verstecken sich Guerillagruppen, so dass die Region heute die höchste Militärpräsenz des Landes aufweist. Der Bau von neuen Moscheen, die nicht Teil der alevitischen Kultur sind, sowie Staudammprojekte und Minenerschließungen rund um den Munzur-Fluss werden als staatliche Interventionsmaßnahmen bzw. als Angriff auf die traditionelle Lebensweise der alevitischen Bewohner Dersims verstanden. Dies provoziert neue Zusammenstöße und weitere Entfremdung zwischen den Fronten.

Miriam Stanke, 1983 in Heidelberg geboren, studierte Kommunikationsdesign an der HS Mannheim. Nach einigen Jahren Freelancing in den Bereichen Fotografie und Design schloss sie ein Masterstudium in Fotojournalismus und Dokumentarfotografie am London College of Communication an. Sie arbeitet gemäß der Idee des ‚Slow Journalism‘ lieber in Langzeitprojekten und widmet sich Fragen zu Identität und kulturellen Unterschieden. Miriam lebt in London und Heidelberg.

www.miriamstanke.com