Benjamin Hiller

Zwischen Terrorist und Freiheitskämpfer: Die PKK

Die kurdische Arbeiterpartei PKK ist seit knapp vier Jahrzehnten aktiv, von den USA und der EU wird sie als Terrorgruppe eingestuft. Eine Spurensuche in ihrem Rückzugsgebiet, den nordirakischen Kandil-Bergen.

Seit gut 30 Jahren kämpft die kurdische Guerilla-Gruppe PKK, von den USA und der EU als Terrorgruppe eingestuft, von den nordirakischen Kandil-Bergen aus für die Anerkennung der kurdischen Identität in der Türkei. Gut 35 Millionen Kurd*innen, die weltgrößte ethnische Gruppe ohne eigenen Staat, leben im Vier-Länder-Eck Türkei, Irak, Iran und Syrien. Von den Regierungen meist erbarmungslos verfolgt, kämpfen neben der PKK auch iranische, syrische und irakische Milizen gegen den jeweiligen Staat.

Im März 2012 hat sich der Fotojournalist Benjamin Hiller auf die Reise durch den Nordirak begeben, um verschiedene Gruppen kennenzulernen. Am Anfang stand der Besuch eines Flüchtlingslagers auf iranischem Staatsgebiet, in welchem seit über 20 Jahren Kurd*innen aus dem iranisch-irakischen Grenzgebiet leben. Die meisten Bewohner*innen haben jede Hoffnung auf eine Rückkehr aufgegeben, nur der bewaffnete Widerstand bleibt.

Im Anschluss hat der Fotograf die PKK in den Kandil-Bergen im Zuge des kurdisch-persischen Neujahrsfestes Newroz besucht. Bis zu 20.000 Zivilisten aus der Region, darunter auch Yeziden, Christen und Araber haben mit ihrem Besuch Solidarität mit der PKK ausgedrückt. Entsprechend tief ist die Guerilla-Gruppe noch immer in der regionalen Bevölkerung verankert – und kann somit die eigenen Reihen von Kämpfer*innen stetig auffüllen. Insbesondere, da Friedensverhandlungen mit der türkischen AKP in weite Ferne gerückt zu sein scheinen.

Als Abschluss ist Benjamin Hiller mit der iranisch-kurdischen Guerilla PJAK, einem Ableger der PKK, in das Grenzgebiet zum Iran gereist. Dort hat er den Alltag der Kämper*innen fotografisch begleitet – wie auch die ständige Angst, durch iranische Artillerie oder türkische Kampfflugzeuge angegriffen zu werden. Oft werden auch zivile Strukturen in der Region angegriffen – wie die zerstörte Schule exemplarisch zeigt. Denn für Teheran und Ankara scheinen alle Bewohner der Kandil-Berge „Terroristen“ zu sein, eine Unterscheidung zwischen Kombattant und Zivilist gibt es nicht.

Benjamin Hiller (*1982) machte nach seinem Studium der Ethnologie (Schwerpunkt Ritual & Dynamik sowie Visuelle Anthropologie) in Heidelberg eine Fotografenausbildung in Nürnberg. Seit 2008 ist er als freiberuflicher Fotojournalist selbständig. Seitdem liegt sein Schwerpunkt besonders auf Konfliktzonen besonders im „Nahen Osten“. Seine Fotografien und Texte wurden in zahlreichen internationalen Zeitungen und Magazinen veröffentlicht, unter anderem Monde Diplomatique, Neue Zürcher Zeitung und Weekendavisen. Benjamin lebt und arbeitet derzeit in Berlin.

www.benjamin-hiller.com