Daniel Chatard

Niemandsland

Seit Jahrzehnten wird im Rheinland Braunkohle abgebaut. Für die gigantischen Tagebaue wurden Dörfer und Wälder zerstört - nicht ohne Widerstand. Daniel Chatard hat die Region über sechs Jahre besucht und Menschen fotografisch begleitet.

Fotografie Daniel Chatard

Das Langzeitprojekt „Niemandsland“ beschäftigt sich mit den Folgen des Braunkohleabbaus im Rheinland. Für seine Arbeit hat der Fotograf Daniel Chatard die Region von 2017 bis 2023 regelmäßig besucht und Menschen rund um die Tagebaue Hambach, Garzweiler II und Inden begleitet. Die dort entstandenen Bilder zeigen den Widerstand von Aktivist:innen, die sich mit Protestaktionen gegen den Abbau des fossilen Brennstoffs und die Landnahme durch RWE einsetzten – teilweise mit Erfolg. Einige Naturgebiete und Dörfer konnten gerettet werden, mittlerweile plant die Bundesregierung den Kohleausstieg bis 2030. Die Bilder geben aber auch Einblicke in die Lebensrealität und den Alltag der Bewohner:innen der betroffenen Dörfer. Sie haben ganz unterschiedliche Formen entwickelt, mit der Umsiedlung umzugehen. „Niemandsland“ dokumentiert und begleitet die vielschichtigen kleinen und großen Konflikte, konzentriert sich dabei aber vor allem auf die individuellen Schicksale der Menschen vor Ort, die in der Berichterstattung weniger präsent sind.

2020 überzeugte Daniel mit seinem Projekt die Jury des emerge Visual Journalism Grant und erhielt den Förderpreis in Höhe von knapp 3.000 Euro, mittlerweile ist seine Arbeit abgeschlossen. Im Interview mit emerge erzählt er, wie der Konflikt seine Spuren bei den Dorfbewohner:innen und Aktivist:innen hinterlassen hat, von Hintergründen seiner Arbeitsweise und gibt einen Ausblick, wie es mit der Fotoarbeit weitergehen wird.

Am Rande einer Großdemonstration für den Erhalt des Hambacher Waldes. Der Zug befördert Kohle vom Tagebau Hambach zu einem Kraftwerk. (2018)

Wie bist du zur fotografischen Auseinandersetzung mit dem Konflikt um Braunkohleabbau im Rheinland gekommen?

Bevor ich mit dem Projekt begann, war ich noch nie im Rheinland und hatte gar keine Vorstellung von der Dimension der Tagebaue. Eine Freundin erzählte mir, dass für den Braunkohleabbau ganze Dörfer zerstört und umgesiedelt werden. Das war mir damals überhaupt nicht bewusst und ich konnte mir das in Deutschland nicht vorstellen. Ich beschloss, mir das anzuschauen – ich dachte, vielleicht finde ich eine Familie, die ich bei der Umsiedlung begleiten und deren Geschichte ich erzählen kann.

Eine Hecke in Holzweiler. Der Ort sollte ursprünglich für den Tagebau Garzweiler umgesiedelt werden, bleibt nun aber doch bestehen. (2017)
Im Hausmuseum Otzenrath stellt Inge Broska, eine ehemalige Bewohnerin des Dorfes, Fundstücke aus, die während der Umsiedlung zurückgelassen wurden. Vor der endgültigen Zerstörung war sie die letzte Bewohnerin des Ortes. Heute befindet sich dort der Tagebau Garzweiler II. (2021)

Du hast einige Bewohner:innen porträtiert. Wie hast du Zugang zu ihnen und auch zu den Aktivist:innen erhalten?

Als ich das erste Mal ins Rheinland fuhr, war ich in Immerath. Damals war das Dorf schon größtenteils umgesiedelt und verlassen. Aber einige Familien lebten noch dort. Ich sprach verschiedene Leute an und erzählte ihnen von meiner Projektidee. So erfuhr ich von der Besetzung im Hambacher Wald. Ich bin dann dorthin gefahren und eine Weile geblieben, habe Menschen kennengelernt. Zuerst zwei Tage, dann etwas länger. Schließlich habe ich 10 Tage mit ihnen im Wald gelebt. Dadurch entwickelte sich zu einigen von ihnen eine vertrauensvolle Beziehung, was es einfacher machte, dort zu fotografieren. Um in die Baumhäuser zu kommen, musste ich erst einmal lernen, wie man an einem Seil zu ihnen hochklettert. Das brachten mir die Aktivist:innen bei.

"Indigo" schaut aus dem Fenster eines Baumhauses in Gallien, der größen Baumhaussiedlung im Hambacher Wald. (2017)
"Robin" klettert auf eine Esche im Hambacher Wald, in der ein neues Baumhaus entstehen soll. (2017)
Während der Räumungen im Hambacher Wald sperrt die Polizei den Arbeitsbereich für Passant:innen und Journalist:innen weitläufig ab. (2017)
Demonstrant:innen des Aktionsbündnisses "Ende Gelände". Ihr Ziel sind die Gleise der Hambachbahn, die die Kohle aus dem Tagebau Hambach zu den Kraftwerken Niederaussem, Neurath und Frimmersdorf bringt. (2017)
Lorien, die letzte verbleibende Baumhaussiedlung im Hambacher Wald, wird während der Räumungen im September von der Polizei und Beamt:innen des SEK geräumt. Mittlerweile konnte ein Teil des Waldes vor der unmittelbaren Zerstörung gerettet werden. (2018)

Wie frei konntest du dich vor Ort bewegen und wie bist du mit der Polizeipräsenz umgegangen, zum Beispiel in Protestsituationen?

In den meisten Situationen war es kein Problem, sich an den besetzten Orten zu bewegen. Schwieriger war es bei der Räumung des Hambacher Waldes 2018, bei der die Polizei die Räumungsgebiete großflächig abgesperrt hat. Es war teilweise unmöglich, ein gutes Foto zu machen. Bei einer Protestaktion des Aktionsbündnisses “Ende Gelände” stürmte ein Polizist mit erhobenem Schlagstock auf mich zu, obwohl er mich als Journalisten erkannte. Das war aber eher eine Ausnahmesituation. In den meisten Fällen war es möglich, gut mit der Polizei zu kommunizieren und sich nicht gegenseitig bei der Arbeit zu behindern.

Bei einer Aktion des Bündnisses "Ende Gelände" gelangen mehrere hundert Aktivist:innen in den Tagebau Hambach. Dort werden sie von der Polizei und dem Sicherheitsdienst von RWE aufgehalten. (2017)

2022 wurde entschieden, dass fünf Dörfer um den Tagebau Garzweiler II erhalten bleiben können, obwohl viele Bewohner:innen bereits umgesiedelt waren. Wie äußerten sich die Bewohner:innen zu der Kehrtwende?

Die einzelnen Schicksale der Menschen sind sehr unterschiedlich. Viele der Umsiedler:innen möchten nach ihrem Umzug mit dem Thema abschließen. Sie wollen am neuen Wohnort auch einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Der Prozess hat sehr viel Zeit und Energie gekostet von den Verhandlungen mit RWE über die Planung bis hin zum Wiederaufbau ganzer Orte an den Umsiedlungsstandorten. Dass Dörfer wie Keyenberg nun doch erhalten bleiben, macht die Entscheidung für manche noch schwerer. Plötzlich war das Verlassen des alten Dorfes doch nicht alternativlos, man hätte auch dort bleiben können. Einige Bewohner:innen möchten ihr altes Haus nun zurückkaufen, anderen wäre es am liebsten, wenn der ehemalige Wohnort endgültig zerstört würde. Aber dort leben ja auch noch Menschen, die für den Erhalt ihrer Heimat gekämpft haben, für sie klingt dieser Gedanke absurd. Sie haben eigene Pläne für die Gestaltung der geretteten Dörfer. Die Umsiedlung und späte Rettung einiger Orte stellt die lokalen Gemeinschaften im Rheinland auf eine harte Probe.

Plötzlich war das Verlassen des alten Dorfes doch nicht alternativlos.

Während des Festivals "Kultur ohne Kohle" proben Musiker:innen der Gruppe "Lebenslaute" auf einem Hof in Keyenberg. (2021)
Gänse auf dem Hof der Familie Thelen in Immenrath. Sie waren 2022 unter den lezten, die den Ort verlassen mussten. Ein Großteil der Gebäude war zu dem Zeitpunkt bereits zerstört. (2022)
Uli Meisen in seinem Haus in Kuckum, welches er nicht verlassen möchte. Das Haus ist eines der ältesten im Ort. (2022)

Welche der Geschichten und Schicksale bleiben dir besonders in Erinnerung?

Im Jahr 2017 lernte ich Wilhelm Hoffmann kennen, einen der letzten Bewohner:innen von Etzweiler. Der Ort existiert heute nicht mehr, an dieser Stelle ist nun der Tagebau Hambach. Wilhelm war bereits fünfzehn Jahren zuvor umgezogen. Trotzdem, erzählte er mir, fühle er sich im neuen Dorf immer noch, als sei er nur vorübergehend dort – wie in einem Urlaub. Mit jedem Jahr wird die Trauer über den Verlust seiner Heimat größer. Im Laufe der Zeit besuchte ich ihn öfters. Jedes Mal lieferten mir die Gespräche wertvolle Einblicke, was es konkret bedeutet, vom Braunkohletagebau betroffen zu sein. Der Verlust, den die Umsiedlung durch RWE und die Zerstörung der Landschaft mit sich bringt, passiert nicht plötzlich. Es ist vielmehr ein schleichender Prozess. Die Bagger graben sich langsam durch die Landkarte, und das seit Jahrzehnten. Diese zeitliche Dimension konnte ich erst nach einigen Jahren begreifen.

Das Bochheimer Wäldchen in unmittelbarer Nähe zum Hambacher Wald wurde im Dezember 2021 von RWE gefällt. Einige Bäume wurden als mögliche Nistplätze für Fledermäuse stehengelassen. (2021)
Willi Hoffmann ist in Etzweiler geboren und hat dort bis zu seiner Umsiedlung 2001 gelebt. Er war der letzte Bewohner des Dorfes und in einen bedeutenden Rechtsstreit mit RWE verwickelt. Etzweiler existiert heute nicht mehr. (2017)

Wie ist die Situation in den Dörfern, die gerettet werden konnten? Welche Pläne haben die Menschen dort?

Einige Bewohner:innen der alten Dörfer hatten nach der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 die Idee, wohnungslos gewordene Menschen in den leerstehenden Häusern unterzubringen. Sie haben das mit viel Engagement geschafft und einige der Zugezogenen wollen auch langfristig bleiben. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine haben auch ukrainische Geflüchtete in den Dörfern ein neues Zuhause gefunden. Insgesamt ist die Zukunft der Orte aber noch immer unklar. Es ist gut möglich, dass viele der mittlerweile unbewohnten Häuser abgerissen werden müssen, weil die Bausubstanz über die Winter zu viel Schaden genommen hat.

Was wünschst du den Menschen vor Ort?

Ich wünsche ihnen, dass für sie nach diesen konfliktreichen Jahren nun wieder etwas Ruhe einkehrt, dass sie nicht mehr gezwungen sind, sich ständig mit der Thematik zu befassen. Ich wünsche mir auch, dass RWE und die Lokalpolitik den Menschen mehr Teilhabe darüber einräumen, wie sie die Zukunft ihrer Dörfer gestalten wollen. Ich hoffe, dass die Betroffenen gemeinsame Wege finden, den Konflikt zu verarbeiten. Die Erfahrung von Machtlosigkeit und Verlust löst meiner Einschätzung nach bei vielen ein Trauma aus, über das in der Vergangenheit zu wenig gesprochen wurde. Heute gibt es eine höhere Sensibilität dafür, deswegen bin ich optimistisch, dass die Betroffenen ihren Schmerz nicht nur für sich behalten, sondern sich darüber austauschen und Wege finden, damit umzugehen.

Inge Broska, ehemalige Bewohnerin des Ortes Otzenrath, steht in ihrer Küche. Ihr Haus ist mittlerweile das Hausmuseum Otzenrath, in dem sie Gegenstände ausstellt, die sie während der Umsiedlung im alten Ort gefunden hat. (2021)
An einem verlassenen Haus in Keyenberg wächst eine Glycinie vom Balkon bis zum Boden. (2022)

Steffen Meyn ist 2018 beim Filmen im Hambacher Wald ums Leben gekommen, du hast seine Mutter getroffen. Wie hat dieses tragische Ereignis die Aktivist:innen geprägt, welche Spuren hat es hinterlassen?

Während der Räumung war der Absturz und Tod von Steffen Meyn natürlich für alle ein Schock. Ich selbst habe ihn nicht persönlich gekannt. Bei seinen Eltern erinnern in jedem Zimmer Gegenstände an ihn, im Wohnzimmer liegen seine Kletterausrüstung und seine Videokamera. Im Hambacher Wald gibt es jährlich eine Gedenkveranstaltung zu seinem Todestag, auf der auch an die anderen Aktivist:innen von dort erinnert wird, die inzwischen verstorben sind. Ich denke es ist wichtig für die Aktivist:innen, dieses Datum und die von Steffens Eltern gepflegte Gedenkstätte zu nutzen, um gemeinsam zu trauern.

Ein Schaufelradbagger gräbt sich durch ein Feld in der Nähe des Dorfes Lützerath, auf dem früher Mais angebaut wurde. Die Lößböden in der Region gehören zu den fruchtbarsten in Deutschland. (2021)
RWE leitet in die Erft, einen Nebenfluss des Rheins, Grundwasser ein. Es muss ständig abgepumpt werden, um den Tagebau Hambach betreiben zu können. (2021)

Welche Bilder braucht die Berichterstattung über den Braunkohlekonflikt, damit die Auswirkungen der Braunkohleindustrie für Nicht-Betroffene überhaupt nachvollziehbar werden?

Es hat mich manchmal frustriert, dass sich die Berichterstattung auf Momente konzentrierte, in denen es große Proteste oder Räumungen gab. Diese Situationen wurden dann schnell als isolierte Ereignisse wahrgenommen. Um die Prozesse im Rheinland zu begreifen, muss man sie aber über einen längeren Zeitraum und im Kontext miteinander betrachten. Das ist in den deutschen Medien meiner Wahrnehmung nach weniger passiert. Neben den „lauten“ Bildern braucht es auch die „leisen“ – wie zum Beispiel das Foto einer Familie, die im Umsiedlungsort auf einen Karnevalszug wartet. Ihr gerade fertiggestellter Neubau sieht neben dem angrenzenden Acker noch ein bisschen deplatziert aus. Gleichzeitig haben sie einen Teil ihrer Tradition aus dem alten Dorf mitgenommen. Etwas passt noch nicht ganz, und ich denke das spiegelt auch das Gefühl vieler Umsiedler:innen wider.

Welchen Ansatz hast du selbst verfolgt, visuell die Geschichte des Braunkohlekonflikts zu dokumentieren? 

Ich habe mit einer analogen Mittelformatkamera gearbeitet, das hat meinen Prozess verlangsamt. Das 4:5-Bildverhältnis lädt dazu ein, weniger dynamische und etwas ruhigere Bildkompositionen zu finden. In den meisten Bildern herrscht auch eine gewisse Distanz zwischen Betrachter und Geschehen. Ich denke, das ermöglicht es, die „lauten“ und „leisen“ Momente in einer gemeinsamen Erzählung miteinander zu verbinden, ohne dass letztere darin untergehen.

Für die Vergrößerung des Tagebaus Garzweiler wird die Pfarrkirche St. Lambertus, im Volksmund „Immerather Dom“ genannt, abgerissen. (2018)
Eine Familie wartet in Manheim-Neu auf den vorbeifahrenden Karnevalszug. Der Bau des Ortes begann 2011, nur wenige Kilometer entfernt von Manheim. (2020)

Du fotografierst schon seit 2017 für dein Projekt „Niemandsland“. Wie finanzierst du dich über das Langzeitprojekt hinweg und wie hat dir der „Visual Journalism Grant“ helfen können?

Ich habe das Projekt durch eine Mischung aus Veröffentlichungen, Aufträgen, Stipendien, Preisen und Ausstellungen finanziert. Ich bin sehr froh darüber, dass es eine Bandbreite an Möglichkeiten gab, die Bilder zu zeigen. Ohne diese unterschiedlichen Wege wäre es mir auch nicht möglich gewesen, so lange an dem Projekt zu arbeiten. Für den emerge Visual Journalism Grant habe ich mich 2020 beworben. Zu dem Zeitpunkt, nach der Rettung des Hambacher Forsts, hatte ich das Projekt für fast zwei Jahre pausiert. Ich erkannte, dass sich in der Region eine weitere Auseinandersetzung anbahnt: diesmal um die Dörfer. Die Projektförderung kam also im richtigen Moment und gab mir einen wichtigen Anstoß, die Arbeit weiterzuführen.

"Stanislav" jongliert an einer Zufahrtsstraße zu Lützerath. Aktivist:innen kontrollierten die Straße zeitweise, um Fahrzeuge für Abrissarbeiten rechtzeitig blockieren zu können. (2022)
Polizist:innen laufen vor einem Protestzug des Aktionsbündnisses Ende Gelände. (2017)
Manheim-Neu liegt nur wenige Kilometer entfernt von Manheim. Der erste Spatenstich fand 2011 statt, heute leben dort mehr als 1.300 Menschen. (2017)
Am 8. Januar gehen Demonstrant:innen am Rande der Tagebaugrube Garzweiler II bei Lützerath entlang. Es war das letzte Wochenende, an dem das Dorf legal betreten werden konnte. (2023)
Marita Dresen steht auf einer Koppel in Kuckum, wo sie mit ihren Eltern und Kindern lebt. Sie engagiert sich im Bündnis "Alle Dörfer bleiben" für den Erhalt der vom Tagebau Garzweiler II bedrohten Dörfer. (2021)

Wie hat sich deine fotografische Arbeit über die Zeit verändert?

Bezogen auf das Projekt „Niemandsland“ hat sich mein fotografischer Ansatz wenig verändert, weil mir eine konsistente Bildsprache wichtig war. 2021 habe ich begonnen, meine Fotos in Form von Buch-Dummies mitzunehmen, wenn ich im Rheinland war. Ich habe sie den Menschen, die ich über das Projekt kennengelernt hatte, gezeigt und sie dazu eingeladen die Bilder zu kommentieren. In der Zeit wurde mir klar, dass ich eine eigene Publikation aus dem Projekt realisieren möchte und dafür die Fotos auch mit Text in den entsprechenden Zusammenhang bringen möchte. Ich wollte aber keine klassischen Bildunterschriften nutzen, weil sie immer eine gewisse Deutungshoheit über die Fotos suggerieren, den Betrachter:innen also schnell „vorschreiben“, was sie zu sehen haben. Kommentare der betroffenen Menschen sind subjektiver, widersprechen einander teils auch. Die Fotos bieten daher eine Plattform für einen Diskurs, von dem ich den Eindruck hatte, dass er in der Region auch notwendig ist. Einige Kommentare haben mich auch selbst überrascht und mein Verständnis für den Konflikt nochmal erweitert oder verändert.

Mit diesen Texten arbeite ich aktuell und werde sie für die bevorstehende Buchpublikation verwenden. Das Buch soll im Spätsommer im Verlag “The Eriskay Connection” erscheinen.

Daniel Chatard (*1996 in Heidelberg) hat nach seinem Bachelorstudium in Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover den Masterabschluss in Photography and Society an der Royal Academy in Den Haag absolviert. Für seine Fotoarbeiten erhielt er zahlreiche Förderungen und Auszeichnungen, neben dem emerge Visual Journalism Grant den BFF-Förderpreis 2017, den Lensculture Storytelling Award 2019  sowie ein Stipendium der VG Bild-Kunst 2021. Daniels Fotoprojekte wurden in Zeitungen und Magazinen wie Die ZEIT, National Geographic und dem British Journal of Photography veröffentlicht und in Galerien und Festivals europaweit ausgestellt. Er lebt und arbeitet als Portrait- und Dokumentarfotograf derzeit in Hamburg.

„Niemandsland“ wurde im April 2024 mit dem World Press Photo Award in der Kategorie Long Term Projects Europa ausgezeichnet.

Print aus der Arbeit „Niemandsland“ von Daniel Chatard

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