Rafael Heygster

I died 22 times

Rafael Heygster beschäftigt sich in seinem Fotoprojekt „I died 22 times“ mit „Kriegen“ außerhalb realer Schlachtfelder. In Deutschland herrscht zwar seit 70 Jahren offiziell militärischer Frieden, dennoch taucht Krieg in abstrakterer Form innerhalb unserer Gesellschaft in unterschiedlichsten Formen auf.

Dabei verfolgt der Fotograf, von einer pazifistischen Perspektive ausgehend, die Frage, wo Krieg eigentlich anfängt. Denn während in den folgenden Beispielen niemand sein Leben verliert, wird Krieg als etwas unterhaltsames und harmloses inszeniert und so als konsumierbares Ereignis erlebbar gemacht. Bilder von Waffenmessen, Videospielen und auch realen Kriegsspielen wie „Airsoft“ fanden schon Eingang in seine Arbeit. Nun möchte sich Rafael Heygster mit weiteren Feldern der Kriegsinszenierung beschäftigen. Unter anderem wird er einen Ort des Kriegstourismus dokumentieren: das Unterwasser-Militärmuseum in Jordanien, in dem im Roten Meer Panzer, Hubschrauber und Ähnliches für Hobbytaucher präsentiert werden. Auch diverse Militärparaden in verschiedenen Ländern und die Produktion von Kriegsfilmen sollen fotografisch dokumentiert werden.

Rafael Heygster, geboren 1990 in Bremen, studiert seit 2015 Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der FH Hannover und der DMJX in Aarhus. Seine fotografischen Langzeitprojekte setzen sich mit dem Verhältnis von Individuen und ihrem sozialen, politischen und kulturellen Umfeld auseinander. Neben seinen freien Projekten fotografiert er im Auftrag von Zeitungen und Magazinen wie der ZEIT und dem Stern. Seine arbeiten wurden international ausgestellt und ausgezeichnet, unter anderem mit dem Lensculture Emerging Talent Award.

www.rafael-heygster.com

Weitere ausgezeichnete Arbeiten 2020

Leon Böhm

Papa Mama Martin Haus Freund

Leon Böhm dokumentiert in seiner Arbeit „Papa Mama Martin Haus Freund“ auf sensible Weise das aktuelle Leben seines Großcousins Makki (Martin), der schwerbehindert mit einem Herzfehler, ohne Schluckreflex und mit kaum Seh- wie auch Hörvermögen zur Welt kam.

Ksenia Les

I got a lust for life

Die Fotografin Ksenia Les macht anhand der persönlichen Arbeit „I got a lust for life“ das häufig verschwiegene Thema der Endometriose sichtbar. Obwohl es über 176 Millionen diagnostizierte Fälle mit der Unterleibserkrankung gibt, ist die medizinische Forschung in diesem Feld noch nicht zulänglich ausgereift.

Shirin Abedi

Invisible Students

Shirin Abedi stellt in ihrem nächsten fotografischen Projekt „Invisible Students“ das Thema des Mobbings im Schulkontext in den Fokus. Eine von vier Schüler*innen fühlt sich in der Schule nicht sicher und insgesamt 60 Prozent erleben Isolation, Hänseleien oder sogar körperliche Gewalt, während sie ihrer Schulpflicht nachkommen.

Sebastian Wells

La Rada di Augusta

In dem Fotoprojekt „La Rada di Augusta“ untersucht Sebastian Wells visuell anhand der Bucht von Augusta, wie vielschichtig die Problematik der (ausbleibenden) Auseinandersetzung mit dem Klimawandel in (post-)industriellen Gesellschaften ist. Seit den 50er Jahren gibt es in dieser Gegend Siziliens petrochemische Industrieanlagen.

Daniel Chatard

Niemandsland

Daniel Chatard fotografiert in seinem Langzeitprojekt „Niemandsland“ den Konflikt um die Braunkohleförderung im Rheinland. Dabei zeigt er vor allem die Auflehnung gegen die Abholzung der Wälder und die Zerstörung von umliegenden Dörfern. Zu Beginn seiner Arbeit 2017 nahm der Fotograf den Kampf um den Hambacher Forst in den Fokus.